Die Fuggerstadt Sterzing

Sterzing im Eisacktal in Südtirol

Die Fuggerstadt Sterzing liegt im Herzen des alten Tirol inmitten einer historisch gewachsenen Landschaft mit archaischen Wurzeln und reicher Tradition.
Seit frühester Zeit war Tirol vor allem Passland, das seine Bedeutung seiner geopolitischen Lage verdankte. Der sensationelle Fund der Gletschermumie Ötzi am Übergang vom südtiroler Schnalstal zum nordtiroler Ötztal ist als bedeutendster Leichenfund der archäologischen Forschung nach Tutenchamun sprechendes Zeugnis des Verkehrs über Jöcher und Scharten des Alpenhauptkammes.

Das Siedlungsland war beschränkt, unwirtlich waren die Höhen, undurchdringlich die Schluchten und verseucht mit Krankheiten die Talebenen und –kessel. Die erste Siedlung im heutigen Stadtbereich macht man am Custoza-Bühel im Südosten der Stadt aus. Man vermutet wohl zurecht in den romanischen Flurnamen in diesem Bereich einen Beleg für eine Siedlungskontinuität Ob dort auch das römische Kastell „Vipitenum“ lag, das der heutigen Stadt ihren italienischen Namen gibt, muss bis dato offen bleiben.

Erst die Völkerwanderung brachte mit den Baiern größere germanische Gruppen in unser Gebiet, die hier auch ihre Ansiedlung suchten. Sie siedelten in einer unabhängigen Gemeinschaft im Bereich der heutigen Altstadt, und damit gab es, wenn man so will, bereits in frühmittelalterlicher Zeit so etwas wie ein frühmittelalterliches Zusammenleben der Volksgruppen.

Freilich setzte sich bald das zahlenmäßige kräftigere deutsche Element durch. Der Name „Sterzing“ wurde geprägt und löst allmählich das alte „Vipitenum“ ab. Benannt nach dem sagenhaften Gründervater der Stadt „Sterzl“, wurde der Siedlung unter Mainhardt II. ca.1280 das Stadtrecht verliehen. Ausgestattet mit landesfürstlichen Privilegien begann der Aufstieg der Stadt als Handelszentrum und Widerpart der Bischofsstadt Brixen. Die Blüte des Bergbaus in der Umgebung verhalf der Bürgerschaft zu Reichtum und Größe.

Die frühe Neuzeit ist die Goldene Zeit der Stadt mit einer äußerst regen Bautätigkeit. Nach dem Brand, der einige Häuser der Stadt beschädigte oder zerstörte entschloss sich die Bürgerschaft zu einem Wiederaufbau, der Zeugnis und Denkmal zugleich ihres großen Reichtums sein sollte. Die Prachtstrasse der Alt- und Neustadt mit ihren stolzen Bürgerhäusern, die auf harmonische Art und Weise Prestige und Zweckmäßigkeit vereinen,geht auf yene zeit zurück.

Während der Reichtum des Bergbaus vergänglich war, blieb die Stadt im Wipptal Zentrum des Handels. Und so blieb Ihr ein gewisser Wohlstand erhalten, der ausreichte, die Tradition zu pflegen und sich Neuem zu öffnen. Heute ist Sterzing ein Juwel, ein harmonisches Ganzes aus Alt und Neu, einzigartig und liebenswert, mit seiner Kleinbürgerlichkeit und all seinen Eigenheiten.

Hier erzählt jedes Gebäude seine Geschichte und hinter jeder Ecke offenbaren sich die Spuren einer längst vergangenen Welt. Und wer in den großen Bogen des alten Rathauses tritt, glaubt sich für einen kurzen Moment darin gefangen…